Die Eroberung des Weltraums für die Ökonomie der Zukunft

12. Februar 2020

Bisher ging es in den Büchern von Daniel Suarez um die Anwendung neuer Technologien und deren Auswirkungen auf die Menschheit. Mit außerordentlichem Gespür hat er neue Trends identifiziert und als Roman verarbeitet, bevor sich die Menschen in der Breite damit beschäftigt haben. So war es bei vernetzten Datenbrillen (Darknet – einige Monate vor Google Glass), Schwarmintelligenz (Kill Decision) und Daten- und Innovationskontrolle durch Staaten (Control – einige Monate vor der Snowden Affäre). 2018 hat Suarez mit BIOS  die IT und Digitalwelt verlassen und den Technologiefokus mit einem Roman zu den Möglichkeiten der Genmanipulation durch CRISPR deutlich breiter gefasst.

Ziel: der Weltraum mit seinen unendlichen Ressourcen

In Delta-v beschreitet Daniel Suarez diesen Weg weiter. Thema ist der Asteroiden Bergbau in einer nahen Zukunft. Viel Technologie, sehr tief entwickelte Charaktere, aber es geht nicht mehr um die Auswirkung einer Technologie auf unsere Menschheit: in Delta-v beschäftigt Suarez sich mit neuen Möglichkeiten durch das Zusammenspiel von Technologie und menschlichen Handlungen in einer neuen Ökonomie. Eine Ökonomie, die nicht mehr durch die endlichen Ressourcen unseres Planeten begrenzt ist. Sondern eine Ökonomie, die unendliches Wachstum auf Basis der unendlichen Ressourcen des Weltraums ermöglicht.

Die Tech-Giganten im Roman haben Ähnlichkeiten mit Menschen wie Elon Musk, Jeff Bezos und Richard Branson, die alle neben ihrem Kerngeschäft auch in den Weltraum investieren. Suarez zeigt interessante Gedanken auf, was diese Investoren wirklich antreiben könnte.

Macht Euch den Weltraum untertan

Der Protagonist Nathan Joyce jedenfalls hat eine Vision, die deutlich über das Erreichen des Mars oder die preiswerte Erstellung von Mannschafts-Quartieren hinausgeht. Er hat im Roman als einziger die Vision, den Grundstein für eine völlig neue, von der Erde entkoppelte Wachstums-Ökonomie im Weltraum zu errichten.

Und eine solche Ökonomie lässt sich nicht mit dem Herauf-Schießen von Material aus dem Erd-Gravitationsfeld erreichen. Weder heute, noch morgen. Dazu sind die benötigten Energie-Mengen viel zu riesig. Der Weltraum ist nicht von der Erde aus zu erobern!

Eine wirkliche neue Weltraum-Lebenswelt lässt sich nur erschaffen, wenn es uns gelingt, Rohstoffe in gigantischem Umfang von Asteroiden oder anderen Planeten zu bergen und im Weltraum zu verarbeiten. Nur so wird es uns gelingen, eine Ökonomie zu errichten, die nicht mehr Ressourcen von der Erde vernichtet und damit unseren Lebensraum weiter einengt, sondern unseren menschlichen Lebensraum tatsächlich um den Weltraum erweitert.

Wer schafft die Regeln für das neue Zusammenspiel?

In einer solchen Weltraum Ökonomie werden neue Gesetzmäßigkeiten gelten:

  • Jedes Unterfangen hängt vom „Delta-v“ ab, also der zur Verfügung stehenden Energie, mit der ich meine Masse beschleunigen kann.
  • Nachdem wir auf der Erde jeden Punkt kommunikationsmäßig in Echtzeit erreichen können, werden wir im Weltraum neue Methoden benötigen, um mit den Latenzen im Minuten- oder Stunden-Bereich klar zu kommen.
  • Und wir werden neue Eroberer- und Techniker-Typen benötigen, die ihren ganz eigenen menschlichen Antrieb für solche Ökonomien mit einbringen.

Von diesem spannenden Zusammenspiel zwischen Technologie, Fortschritt und menschlichem Handeln handelt dieser Roman.

  • Wer ist in unbekanntem Terrain überlegen? Roboter oder Menschen?
  • Warum beschäftigen sich Tech Tycoone mit dem Weltraum?
  • Wer kann Regeln aufstellen im Weltraum und schafft einen Rechtsraum?
  • Wie können wir mit 3D Druckern und neuen Produktionsverfahren Rohstoffe in Maschinen und Werkzeuge verwandeln?

Die These des abgedrehten Tech-Tycoons Nathan Joyce ist, dass nicht der Besitz von Land die Herrschaft über den Weltraum sichert; sondern es wird die Technologie sein, die aus der unendlichen Umwelt neue verwertbare Rohstoffe erschafft.

Ein Lebensraum mit völlig neuen Chancen

Und Daniel Suarez beschreibt uns eine vorstellbare Welt in nicht allzu ferner Zukunft, die an die Erde gekoppelt ist, aber eben nicht von der Erde abhängig. Eine eigenständige Ökonomie mit Abhängigkeiten und Chancen und Anreizsystemen für viele. Eine neue Chance, so wie sie die Menschheit das letzte Mal hatte, als Europäer getrieben von Armut und Hungersnöten die Strapazen für einen Aufbruch in die neue Welt Amerika auf sich genommen haben.

Durch diese Dimension wird der Roman auf jeden Fall wieder ein echter Suarez; aber eben auch ein wenig anders, da er von reiner Technologie Betrachtung zum ökonomischen Zusammenspiel von Technologie und Mensch transformiert. – Und das Ganze mit den unendlichen Möglichkeiten des gesamten Weltalls.

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Daniel Suarez
Delta-v
Rowohlt Taschenbuch, 560 Seiten, 16,00 Euro
Kindle Ausgabe 9,99 Euro

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