How AI is already changing today’s geopolitical power balance

8. May 2025

KI wird von vielen Nationen eingesetzt – anders als wir es uns vorstellen – ein Überblick der Entwicklungen

Als ich mich vor eineinhalb Jahren fragte, wohin uns der Einsatz von KI in Waffensystemen führen wird, erschien diese Vorstellung noch abstrakt. Denn alle Militärs beteuern am Konzept „Human in the loop“ fest zu halten. Dabei denken wir vor allem an Drohnen, Nutzung in Zielführungssystemen und in Kampfjets. Die Realität ist eine andere.

Was damals nach Science-Fiction klang, ist heute Realität – eine Realität, die Investoren und Unternehmer ernst nehmen müssen, wenn sie künftige Chancen und Risiken abschätzen wollen. Weltweit setzen Militärs KI-Systeme zunehmend konkret und systematisch vor allem im Bereich der Aufklärung und Informationsbeschaffung, also der Intelligence, ein. Zeit, sich einen Überblick zu konkreten Initiativen in den verschiedenen Ländern zu machen und daraus konkrete Ableitungen für zukünftige Entwicklungen vorzunehmen.

So konkret setzt die USA KI im militärischen Bereich heute ein

In den vergangenen Monaten hat das US-Militär erstmals umfassende Tests mit generativen KI-Systemen durchgeführt. Rund 2.500 Marines der 15. Marine-Expeditionseinheit nutzten auf ihren Einsätzen im Pazifik KI, um aus einer Flut öffentlicher Daten in Echtzeit potenzielle Bedrohungen zu identifizieren. Mithilfe der KI wurden fremdsprachige Nachrichten automatisch übersetzt und zusammengefasst, außerdem unterstützte die KI bei der Erstellung täglicher Lageberichte. Das verantwortliche Tech-Unternehmen, Vannevar Labs, erhielt dafür einen Pentagon-Vertrag im Umfang von 99 Millionen Dollar.

Trotz der offensichtlichen Vorteile, wie etwa der enorm gesteigerten Analysegeschwindigkeit, warnen Experten vor kritischen Fehlerquellen der eingesetzten KI-Technologien. Besonders im Bereich der Sentimentanalyse – also der Erkennung von Stimmungen und Intentionen in Texten – könnten Fehleinschätzungen gravierende Folgen haben. Die Schwierigkeit, KI-Ausgaben vollständig zu überprüfen, stellt eine zentrale Herausforderung dar und verdeutlicht, dass der großflächige KI-Einsatz nicht ohne Risiken ist. (Quelle: MIT Technology Review, 11.04.2025)

Für Investoren bieten die USA ein stabiles, etabliertes Investitionsumfeld, das jedoch aufgrund seines hohen Reifegrads zahlreiche regulatorische Auflagen mit sich bringt. Sehr schnell fallen auch Dual-Use-Technologien unter CFIUS oder FOCI Auflagen.

Deutschland: konkret, aber noch Pläne 

Deutschland beteiligt sich aktiv am internationalen Wettlauf um militärische KI. Mit dem Projekt „Uranos KI“ plant die Bundeswehr eine umfassende KI-basierte Überwachung der NATO-Ostflanke. Ziel ist es, einen digitalen Gefechtsstand einzurichten, der Echtzeitdaten von Drohnen, Satelliten und anderen Aufklärungssystemen auswertet. Mit einem Investitionsvolumen von rund 80 Millionen Euro wird deutlich, dass KI auch in Deutschland zu einer strategischen Priorität wird.

Unternehmen wie Airbus, Rheinmetall sowie ambitionierte Start-ups wie Helsing konkurrieren um die Ausschreibung. Perspektivisch sollen nicht nur Datenanalysen erfolgen, sondern KI auch bei der Zielerfassung und Bekämpfung unterstützen. Zwar bleibt vorerst der Mensch die letzte Entscheidungsinstanz, doch wie lange diese Grenze tatsächlich aufrechterhalten werden kann, ist offen. Bereits ab 2026 sollen erste Systeme im Baltikum eingesetzt werden. (Quelle: Handelsblatt, 16.04.2025)

In Deutschland wittern viele Investoren und Unternehmer durch den avisierten Geldregen eine Chance. Die Ausschreibungen und vielen Auflagen sind aber ein echtes Risiko, um sich am Markt, vor allem international, durchsetzen zu können (AWG, KWKG, und viele andere).

Das passiert in anderen Ländern

China setzt auf spezialisierte generative KI-Systeme wie „ChatBIT“ und „Aiwu LLM+“, die umfassende Informationsanalysen und strategische Entscheidungsunterstützung ermöglichen. KI-gesteuerte Drohnenschwärme sind hier bereits Realität, was die Ernsthaftigkeit und den Entwicklungsstand Chinas im Bereich der KI-Kriegsführung unterstreicht. Die Chinesen haben sich für ihre Aktivitäten die Kooperation mit Meta gesichert. Eine hochrangige Meta-Mitarbeiterin berichtet, dass Llama strategisch für den chinesischen militärischen KI Tech Stack eingesetzt wird.

Für westliche Investoren sollte die strategische Kooperation Chinas mit westlichen Unternehmen wie Meta ein klares Warnsignal sein: Aus Technologiepartnerschaften werden zunehmend geopolitisch relevante Entscheidungen.

Russland fokussiert sich derzeit vor allem auf KI für autonome Drohnenoperationen im Ukraine-Konflikt. Trotz intensiver Bemühungen im Bereich von Deepfake-Technologien konnten noch keine nennenswerten Erfolge im Bereich generativer KI verbucht werden. Dennoch unterstreichen diese Bemühungen Russlands Bestreben, KI in strategischen Konflikten gezielt einzusetzen (Quelle: Defense One, 2024). Seit Jahren sind russische Troll-Fabriken Meister in De-Informations-Kampagnen. Es kann davon ausgegangen werden, dass hier auch bereits in großem Umfang KI eingesetzt wird. Davon betroffen sind auch Wirtschaftsunternehmen.

Israel hat im gesamten Cyber Security Umfeld einen großen Vorsprung zu anderen Nationen. Generative Sprachmodelle werden vor allem zur schnellen Auswertung arabischsprachiger Geheimdienstinformationen eingesetzt. Die Einheit 8200 verwendet KI, um aus riesigen Datenmengen mögliche Bedrohungen zu extrahieren, was gleichzeitig die Chancen und Risiken datengetriebener militärischer Entscheidungen verdeutlicht. Der israelische Vorsprung zeigt, wie wertvoll konsequente Investitionen in KI-Forschung und enge Kooperation zwischen Militär, Wissenschaft und Wirtschaft sein können.

Europa und die NATO als Verbund ist am unkonkretesten. Besonderer Wert wird hier auf die ethische und verantwortungsvolle Nutzung von KI gelegt. Zahlreiche Pilotprojekte zu Cyberabwehr und Echtzeit-Lageanalysen laufen bereits. Die NATO arbeitet derzeit intensiv an international verbindlichen Standards für KI im Verteidigungsbereich, um der technologischen Entwicklung klare Grenzen zu setzen (Quelle: NATO Strategic Papers, 2024). Europas zögerliche Haltung bei militärischer KI könnte zu einem weiteren wirtschaftlichen Wettbewerbsnachteil werden.

Herausforderungen militärischer KI – fünf Thesen

1. Die Illusion von „Human-in-the-loop“

Immer komplexere KI-Systeme erschweren zunehmend die Möglichkeit einer wirksamen menschlichen Kontrolle. Der Begriff „Human-in-the-loop“ suggeriert Sicherheit, verliert jedoch in der Praxis stark an Aussagekraft. In vielen Szenarien ist es schlichtweg unmöglich, jeden einzelnen KI-Output durch Menschen vollständig zu überprüfen. KI-Systeme erzeugen mittlerweile so viele Datenpunkte und Empfehlungen, dass Menschen zu bloßen Beobachtern verkommen könnten, die Entscheidungen nicht mehr ausreichend prüfen und nachvollziehen können.

2. KI verschiebt Grenzen der Informationsklassifikation

Mit generativer KI tritt eine Entwicklung ein, bei der vormals belanglose, unklassifizierte Informationen plötzlich zu strategisch wichtigen Erkenntnissen zusammengesetzt werden („classification by compilation“). Dies stellt bestehende Geheimhaltungsmodelle und Informationsklassifizierungen (z.B. „Top Secret“, „Confidential“) massiv in Frage. Es zeigt sich die Notwendigkeit einer grundlegenden Neujustierung bestehender Systeme, um mit der Dynamik und den Fähigkeiten moderner KI Schritt halten zu können. Unternehmen, die Technologien entwickeln, um diese neuen Informationsnetzwerke zu schützen oder zu strukturieren, könnten zu den großen Gewinnern zählen.

3. KI übernimmt strategische Entscheidungsrollen

Ursprünglich unterstützende KI-Systeme übernehmen zunehmend strategische Funktionen. Zukünftig könnte es selbstverständlich werden, dass KI eigenständig operative und strategische Handlungsempfehlungen ausspricht. Damit werden menschliche Entscheidungsträger zunehmend abhängig von KI-Empfehlungen, deren Zustandekommen kaum noch nachvollziehbar ist. Dies wirft erhebliche ethische und auch sicherheitspolitische Fragen auf. Zusammen mit Punkt 5 – zunehmende Asymmetrie – ist allerdings die Frage, ob man man mit der Forderung nach  Regeln und Transparenz weiterkommt. Oder ob man sich vor allem zur Abwehr von Angriffen in Zukunft voll und ganz auf KI Systeme auch als Entscheider einlassen muss. Investoren sollten besonders auf KI-Startups setzen, die nachvollziehbare und erklärbare Modelle (Explainable AI) entwickeln, denn diese werden entscheidend für Akzeptanz und Erfolg der Technologie sein.

4. Geopolitische Risiken durch KI eskalieren

Generative KI-Systeme bergen ein erhebliches Eskalationspotenzial, gerade bei sensiblen geopolitischen Analysen. KI-generierte Fehleinschätzungen, besonders bei subtilen Signalen oder Sentiment Analysen, könnten schwerwiegende geopolitische Folgen haben. Gerade in angespannten Krisengebieten könnte die Fehlinterpretation durch KI die Spannungen erhöhen und sogar ungewollt zu einer Eskalation führen.

In den letzten Jahrzehnten hat man zur Verringerung von Risiken in Eskalations-Szenarien diplomatische Protokolle über langsame menschenbasierte Prozesse etabliert. Ob ein Übertrag auf KI-Systeme gelingt, ist fraglich. Auch größere Unternehmen müssen ihr geopolitisches Risikomanagement überdenken und gezielt KI-basierte Frühwarnsysteme und Sentiment-Analysen einsetzen, um Risiken besser antizipieren zu können.

5. KI macht militärische Konflikte asymmetrischer

Der breite Einsatz von KI senkt drastisch die Kosten und Barrieren für Angriffe und Cyberoperationen. Dies verschiebt strategische Machtverhältnisse und ermöglicht kleineren Staaten und nichtstaatlichen Akteuren zunehmend disruptive Aktionen. Traditionelle militärische Mächte stehen daher zunehmend asymmetrischen Bedrohungen gegenüber, auf die sie derzeit nur begrenzt vorbereitet sind.

Es ist davon auszugehen, dass auch multinationale Wirtschaftsorganisationen wie Konzerne in Zukunft in der Lage sein werden asymmetrische Angriffe auf Staaten vorzunehmen. Unternehmen sind hier auf sich gestellt. Das Versprechen von Staaten für ihre Bürger und Unternehmen war bisher, dass sie und das Territorium geschützt wird. Heute müssen Unternehmen selber für ihre Verteidigung im Cyberbereich sorgen. Die Stärkung eigener Abwehrmaßnahmen ist unerlässlich, da KI-basierte Angriffe nicht nur militärische Ziele, sondern auch kritische Wirtschaftsstrukturen treffen könnten

Fazit

Noch haben wir keinerlei Gewissheit, wie wir langfristig die Kontrolle über diese Entwicklungen behalten können. Anders als bei Atomwaffen ist KI-Technologie – insbesondere durch Open-Source-Modelle . universell verfügbar und somit kaum kontrollierbar. Traditionelle Lösungen wie internationale Verträge und Sanktionen greifen hier nicht mehr. Damit öffnen wir Tür und Tor für völlig neue Formen von Terror und asymmetrischen Konflikten.

Jedes Unternehmen muss heute in die eigene digitale Verteidigung investieren, um sich robust gegen KI-getriebene Angriffe aufzustellen. Gleichzeitig entsteht für Investoren und Unternehmer ein enormes neues Wachstumsfeld: Startups, Technologien und Services, die innovative Lösungen für diese neuen KI-Risiken entwickeln, stehen vor einer dynamischen Entwicklung und bieten herausragende Geschäftspotenziale.

Wer jetzt handelt und in dieses Zukunftsfeld investiert, stärkt nicht nur die eigene Resilienz, sondern sichert sich entscheidende Wettbewerbsvorteile in einer zunehmend komplexen und unsicheren Welt.

Bild generiert mit ChatGPT
Share this article

More article

Article
23. April 2025
Germany is facing crucial challenges: falling productivity, an ailing pension system and growing restrictions on freedom. It is time to defend capitalism, question state…
Article
9. April 2025
Germany is facing crucial challenges: falling productivity, an ailing pension system and growing restrictions on freedom. It is time to defend capitalism, question state…
Article
26. March 2025
Germany is facing crucial challenges: falling productivity, an ailing pension system and growing restrictions on freedom. It is time to defend capitalism, question state…
Article
23. April 2025
Germany is facing crucial challenges: falling productivity, an ailing pension system and growing restrictions on freedom. It is time to defend capitalism, question state…
Article
9. April 2025
Germany is facing crucial challenges: falling productivity, an ailing pension system and growing restrictions on freedom. It is time to defend capitalism, question state…